Wie die Digitalisierung den klassischen Apothekensektor verändert
Branchenüberblick Apothekensektor: Apotheken als Acceleratoren des digitalen Wandels?
Öffentliche Apotheken – Ein Branchenüberblick
Digitalisierung als Wettbewerbsvorteil?
Branchenexperten schreiben öffentlichen Apotheken im Zuge der Digitalisierung künftig diverse Wettbewerbsvorteile zu. Die Patientenkommunikation ist hier zentral, und schon heute eröffnen telepharmazeutische Anwendungen wie Videochats die Tür für eine professionelle sowie zeit- und ortsunabhängige (virtuelle) Beratung. Gleichzeitig können Apotheken den Patienten auf diesem Weg Leistungen der Prävention sowie des Managements chronischer Krankheiten, besonders in versorgungsschwachen Regionen, zugänglich machen.
Speziell über Social-Media-Kanäle sowie mobile Applikationen (Apps) können Apotheken direkt mit Patienten kommunizieren und die individuelle Versorgung durch die Reduktion von Zeit- und Personaleinsatz sowie nicht zuletzt Kosten verbessern. Das Schaffen digitaler Angebote zur Unterstützung des selbstbestimmten Wohnens älterer Menschen ist ein Beispiel, wie Apotheken ihr Produktportfolio erweitern können (4): Apotheken könnten zu Themen wie Smart Home oder Ambient Assisted Living beraten.
Der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit
Das Erschließen innovativer Vertriebswege und Märkte zur Umsatzsteigerung wird im Kontext anhaltender Digitalisierungsprozesse an Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit öffentlicher Apotheken gewinnen. Und auch die Zusammenarbeit zwischen Apotheken und Health Professionals mittels digitaler Anwendungen wird zukünftig intensiviert. Apotheken nehmen in diesem Zusammenhang verstärkt die Rolle des kompetenten Mittlers, etwa bei elektronischen Medikationsplänen, ein (5). Durch medizinische Apps können beispielsweise arzneimittelbezogene Wechselwirkungen und Allergien erkannt und vermindert werden. Dies resultiert in einer optimierten Patientenversorgung (4).
Die Option des ortsungebundenen Angebots innovativer digitaler Dienstleistungen – von automatisierter Rezeptausgabe bis zu durchgängig erreichbaren Online-Shops mit App-getrackter Rezeptlieferung – stiftet Mehrwehrt sowohl für Patienten als auch Health Professionals. Zusätzlich lassen sich durch digitale Anwendungen wie eine vollautomatische Lagerlogistik und eine intelligente Bestellsoftware sowohl die apothekeninternen Prozesse als auch die Prozesse zwischen Apotheke und Pharmagroßhandel aus Zeit- und Kostensicht optimieren (6, 7).
E-Rezept als „Gamechanger“?
Das sogenannte elektronische Rezept (E-Rezept) stellt im Rahmen der digitalen Transformation das spannendste Vorhaben auf dem Apothekenmarkt dar.
Das im August 2019 in Kraft getretene „Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV)“ eröffnet Ärzten die Möglichkeit, Rezepte zukünftig elektronisch auszustellen – sowohl in analogen als auch digitalen (Video-) Sprechstunden. Integrierte Softwareanwendungen sollen hierbei die unmittelbare Verfügbarkeit von Medikamenten anzeigen und bei der Verschreibung auf etwaige Wechselwirkungen hinweisen. Auf Patientenseite sollen elektronische Erinnerungen zur Medikamenteneinnahme und elektronische Medikationspläne die Compliance fördern.
Aktuell werden die technischen Details und Standards für das E-Rezept festgelegt (8). Ein wesentlicher Fokus liegt hierbei auf einer möglichst sicheren und flächendeckenden Telematikinfrastruktur, um digitale Rezeptinformationen system- und sektorenübergreifend sicher austauschen zu können (9).
Fazit
Die Digitalisierung sowie veränderte regulatorische Rahmenbedingungen und Kundenpräferenzen wirken sich zunehmend auf den Apothekensektor aus. Digitale Technologien können die Kommunikation zwischen Apothekern, Ärzten und Patienten intensivieren. Weiterhin versprechen sie effizientere Transport- und Warenwirtschaftsprozesse in der Zusammenarbeit von Apotheken und Pharmagroßhandel.
Über die bestehende flächendeckende Beratung und Arzneimittelversorgung hinaus wird sich vor allem das Angebot von neuen digitalen Produkten und Dienstleistungen erweitern, etwa bei ortsunabhängiger Krankheitsprävention oder -beratung.
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