Digitales klinisches Entlassmanagement erleichtert Übergang in die Pflege
Vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Anteils der älteren Bevölkerung und eines für diese Lebensphase typischen, größeren Versorgungsbedarfs wird ein reibungsloses Entlassmanagement aus dem Krankenhaus umso wichtiger (1). Unzureichend organisierte Entlassungen können insbesondere bei älteren Patienten in verlängerten Klinikaufenthalten oder Rehospitalisierung münden und somit negative Folgen sowohl auf Patienten und ihre Angehörigen, als auch auf Belegpläne und Verweildauer haben (1).
Im Idealfall sind alle relevanten Informationen am Tag der Entlassung eines Patienten für die Anschlussversorgung vorhanden, der Übergang von der Klinik in die stationäre oder ambulante Weiterversorgung gesichert (2, 3). Diese idealtypische Umsetzung ist jedoch häufig gefährdet. Immer wieder kommt es zu Schnittstellenproblemen unterschiedlicher Versorgungsformen. Denn häufig sind die den Patienten auszuhändigenden Arztbriefe unvollständig oder zahlreiche Telefonate mit Leistungserbringern und Pflegeeinrichtungen werden notwendig, welche wiederum Rückkopplung mit den Krankenversicherungen bedürfen (3-5). Somit können Bettenauslastungen nicht adäquat geplant werden und Übergangsbehandlungen oder -pflege werden nötig. Wie kann ein digitales Entlass- und Überleitungsmanagement den Übergang in eine Anschlussbehandlung unterstützen?
Bedarf besonders bei älteren Patienten hoch
Am Entlassungsprozess sind unterschiedliche Professionen beteiligt. In Kliniken verantworten meist behandelnde Ärzte, Pflegepersonal sowie Therapeuten und Sozialarbeiter gemeinsam die Entlassung von Patienten. Krankenhäuser sind gesetzlich dazu verpflichtet, einen reibungslosen Übergang in Anschlussbehandlungen sicherzustellen. Ihre Kompetenzen wurden dahingehend durch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz bereits 2017 erweitert. Laut Gesetz sollen Krankenhäuser rechtzeitig Kontakt mit Kliniken oder Pflegeeinrichtungen aufnehmen (4). Dies ist aber bei hohen Bettenauslastungen sowie Unwägbarkeiten der Kapazitäten von Anschlussbehandlern oder -einrichtungen nicht immer einfach umzusetzen.
Ein verlängerter Klinikaufenthalt bindet Personal, besonders im Falle von älteren Patienten mit erhöhten Versorgungsansprüchen. Ineffizienzen im Entlassmanagement und somit eine Verzögerung des Übergangs in anschließende Versorgungsformen wie ambulante oder stationäre Pflege kann Beeinträchtigungen der Patienten und enorme Probleme in der Sicherung der Pflege und Betreuung in Übergangszeiten auslösen (1, 6). Häufig kommen noch Organisationsprobleme bei Anschlussmaßnahmen oder ein Verbleib im Krankenhaus hinzu, sollte ein direkter Übergang nicht gewährleistet werden können (6). Für Planungssicherheit in Kliniken und somit zur Bestimmung des Bettenbedarfs ist neben der Zahl der Krankenhausfälle auch die Verweildauer von entscheidender Bedeutung. Diese wird letztlich durch verzögertes Entlassmanagement negativ beeinflusst.
Informationen und Kapazitäten werden digital einsehbar
Bereits seit Längerem wird von Forschenden über die positiven Effekte standardisierter elektronischer Instrumente zur Klinik-Entlassung von Patienten berichtet: Fachpersonal wird entlastet und hat transparenten Einblick in den Übergangs- und Entlassungsprozess, relevante Prozesse und Unterlagen können rechtzeitig auf den Weg gebracht werden (3). Zur adäquaten Umsetzung braucht es Standardisierung und eine zeitkritische Bereitstellung von Informationen (2). So finden insbesondere ältere Patienten eine bessere Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse bereits vor und während der Entlassung. Denn: Sie weisen ein erhöhtes Risiko der Rehospitalisierung bzw. Verschlechterung des gesundheitlichen Zustandes und somit Verbleib in der Klinik auf (1).
Wichtig zur Prozessverbesserung ist eine optimierte Zusammenarbeit zwischen Health Professionals an den Schnittstellen. Eine elektronische Entlassung könnte hier eine Möglichkeit bieten (2). Dies ist auch im Sinne des Krankenhauszukunftsgesetzes von 2020, welches als ein förderfähiges Projekt vorsieht, dass Krankenhäuser digitale Patientenplattformen bereitstellen. Die Patient Journey soll bereits vor Einweisung digital ansetzen und diese weit über die Entlassung hinaus ebenso digital begleiten (7). In der aktuell immer weiter voranschreitenden Standardisierung von medizinischen Informationen aufgrund z.B. der Implementierung der elektronischen Patientenakte (ePA) (3) liegen darüber hinaus Chancen für das digitale Entlassmanagement.
Mit Standardisierung und Interoperabilität zum Erfolg
Zur digitalen Vernetzung und somit besseren Planbarkeit von Kapazitäten ist Interoperabilität und somit Standardisierung wichtig. Je nachdem wie Patienteninformationen aus der angewendeten elektronischen Plattform in einrichtungseigenen elektronischen Systemen genutzt werden sollen, müssen Systeme kompatibel oder Daten konvertierbar sein (3). Das Medium der Wahl sollte so standardisiert sein, dass z.B. eine einheitliche Dokumentation erfolgt und festgelegte relevante Informationen in jedem Fall vorhanden sind (2). Für ein standardisiertes digitales Entlassmanagement sollte eine regelmäßige Qualitätssicherung geplant und Anleitung und Anweisung gegeben werden (2). Zur erfolgreichen Umsetzung könnten beispielsweise zuständige Fachkräfte zur Anwendung festgelegt und Ansprechpersonen für das System und die Vermittlung seiner Inhalte ernannt werden. Zu klären wäre ebenfalls, welche aktive Rolle Patienten einnehmen, wie sie ihre Zustimmung zur Datenweitergabe geben oder Einsicht in den Prozess erhalten.
Fazit
Digital unterstützt wird der Prozess der Entlassung oder der Überleitung einfacher planbar, Fachpersonal an den Schnittstellen entlastet und Patienten adäquat versorgt werden. Zur digitalen Umsetzung von Prozessen des Entlassungsmanagements ist Standardisierung und Interoperabilität unabdingbar.
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