Wie die Drohne den Impfstoff ausliefert
Drohnen wurden wie viele andere Innovationen in der Medizintechnik zu militärischen Zwecken entwickelt, finden aber seit einigen Jahren auch im zivilen Sektor zunehmend Anwendungsfelder (1). Mithilfe einer Drohne können medizinische Güter wie Impfstoffe oder Medikamente an nahezu jeden Ort der Welt geliefert werden (2). In vielen afrikanischen Ländern mit fehlender Infrastruktur sind Drohnen zudem die einzige Möglichkeit, lebensrettende Güter bereitzustellen (3). Im Zuge der Corona-Pandemie zeigte sich der besondere Nutzen unbemannter Fluggeräte nochmals durch die Lieferung von Impfstoffen in Corona-Hotspots (4). Wie können Drohnen zur Auslieferung von Medikamenten und Impfstoffen zukünftig zum Einsatz kommen?
Der besondere Nutzen von Drohnen in schwer erreichbaren Situationen
In Ländern mit geringerer Siedlungsdichte als in Europa und mit schlechterer infrastruktureller Ausstattung kommen Lieferungen per Drohne bereits umfangreich zum Einsatz (1). Dadurch können unter anderem die allgemeinen Global Health Ziele der WHO erreicht werden. Diese sehen einen flächendeckenden Zugang zu Gesundheitsleistungen auf einem qualitativen Mindestniveau für alle Menschen vor (3). Die Drohne des Herstellers Zipline liefert in afrikanischen Ländern, wie Ruanda oder Mosambik, auch Impfstoffe gegen Malaria oder Blutkonserven aus.
Besonders während der Corona-Pandemie zeigte sich dieser erprobte Use-Case in Entwicklungsländern als besonders wirksam (5). Dadurch konnte zügig Impfstoff gegen das COVID-19 Virus in entlegene Orte per Drohne ausgeliefert werden. Diese Methode stellte sich als äußerst effektiv und effizient heraus. Denn vielerorts konnte damit die Auslieferungszeit reduziert sowie in einigen Fällen überhaupt erst eine Impfstoff-Auslieferung ermöglicht werden (5). Auch die speziellen Bedingungen einer Pandemie können mit unbemannten Fluggeräten umgangen werden (4).
Breite Anwendungsgebiete für Güter der Gesundheitsversorgung
Neben der Auslieferung von Medikamenten und Impfstoffen können auch andere dringend benötigte medizinische Güter per Drohne bereitgestellt werden (3). Das Unternehmen WingCopter aus der deutschen Rhein-Main-Region hat sich auf die Produktion von Drohnen für humanitäre und medizinische Zwecke spezialisiert (6). Im Allgemeinen wird der Drohnen-Markt als wichtiger Zukunftsmarkt von Branchenexperten eingeschätzt (7). Es wird bis 2024 ein weltweites Marktvolumen von rund 38 Milliarden Euro für alle Drohnentypen vorausgesagt.
Abb. 1: Einsatzfelder der Lieferdrohne für Impfstoffe und Medikamente, eigene Darstellung.
Abbildung 1 zeigt die unterschiedlichen Einsatzfelder und Anknüpfungspunkte im Rahmen der Auslieferung von Arzneimitteln und Impfstoffen per Drohne. Die Lieferdrohne kann bereits beim Hersteller die Medikamente zur Auslieferung an medizinische Einrichtungen beladen oder ebenso von Großhandel oder Einzelhandel entsendet werden. Als Empfänger können auch Impfzentren oder die privaten Endkunden direkt beliefert werden. Die Abgabe der Ware ist dabei an Personen, an einen Empfangsroboter oder an eine Empfangsstation möglich.
Neue Rahmenbedingungen im Arzneimittelversandhandel
Neben Arzneimittelherstellern können auch alle anderen Glieder in der Handelskette von Medikamenten die Drohnenlieferung nutzen. Besonders in ländlichen Regionen mit geringer Apothekendichte bieten Drohnen eine attraktive Alternative (2). Die zunehmende Präferenz von Versandapotheken unterstützt diese Entwicklung. Bereits 42 Prozent der Menschen in Deutschland bestellen regelmäßig bei Versandapotheken (8). Für online-Apotheken aber auch den stationären Apothekenmarkt könnte diese Technologie eine neue Auslieferungsvariante sein, die durch eine digitale und vollautomatisierte Steuerung der Lieferkette viele manuelle Arbeitsschritte vereinfacht.
Herausforderungen bestehen bei der Regulierung
Neben den zahlreichen Chancen der unbemannten Flugobjekte gibt es auch einige Risiken zu berücksichtigen. Grundsätzlich ist der Luftraum ein streng überwachter Bereich (2). Wie auch bei anderen schnellen, technologischen Entwicklungen muss daher dringend eine Regulierung der Drohnen-Technologie erfolgen, um rechtssichere Rahmenbedingungen zu schaffen. Auch ethische Fragen müssen zukünftig stärker in den Fokus rücken (9). Die gezeigten Use Cases in Afrika und Asien zeigen, dass eine nicht vorhandene Regulierung die Nutzung der Technologie zwar befördert, jedoch auch zahlreiche Sicherheitsrisiken entstehen lassen kann ohne einen konkreten gesetzlichen Rahmen. Zudem muss Vertrauen in diese Technologie bei den Bürgern geschaffen werden.
Die nächste Medikamentenlieferung erfolgt durch die Luft
Die Drohne bietet als innovative Technologie zur Auslieferung von Medikamenten und Impfstoffen, aber auch darüber hinaus große Anwendungspotenziale zur Sicherstellung der Auslieferung medizinischer Güter. Besonders in weniger besiedelten Regionen mit geringer Apothekendichte stellt die Lieferdrohne ein geeignetes Instrument dar. Menschen können dadruch schneller ihre dringend benötigten Arzneimittel erhalten. Online-Apotheken können mit dieser Versandart ihre Wettbewerbsposition durch kundenfreundlichere Belieferung und automatisierte Prozesse verbessern. Die Zusammenarbeit zwischen Drohnen-Herstellern und den Nutzern von Lieferdrohnen ist empfehlenswert, um technische Anforderungen nach den geforderten Bedürfnissen auszurichten. Der Gesetzgeber muss geeignete Rahmenbedingungen für Anbieter schaffen, sodass die Drohne in einem regulierten Umfeld beispielsweise auch in Deutschland zügig zum Einsatz kommen kann.
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